Wir, der katholische Religionskurs der E-Phase von Frau Paulmann, haben am 28.09.16 eine Exkursion in das Heim für Demenzkranke, welches sich in der Ludwigstraße 55 Neu-Isenburg befindet unternommen.
Im Unterricht haben wir uns mit dem Thema gelebter Glaube beschäftigt und da sich das Heim für Demenzkranke auf Grundlagen christlicher Grundsätze engagiert, haben wir die Einrichtung an der Königsheide als Lehrausflug besucht. Durch Gespräche mit dem Personal und einige der 48 Bewohner konnten wir verschiedene Eindrücke sammeln, wie es so in einem Wohnheim aussieht und wie darin gelebt und gearbeitet wird. Das seit 2013 existierende Demenz-Pflegeheim ist Teil des diakonischen Projekts ,,Mission Leben“ und eine christliche Einrichtung, die aber trotzdem offen für alle Religionen ist. Einmal in der Woche besucht ein Pfarrer der naheliegenden katholischen Kirche St. Josef das Pflegeheim, welches auch eine Kooperation mit dem Kindergarten St. Josef führt. Das Pflegekonzept basiert auf sieben Leitsätzen der Nächstenliebe und der Gemeinschaft.
Im Wohnheim wohnen 48 Bewohner zwischen 65 und 100 Jahren, erkrankte an unterschiedlichen Stufen der Demenz. Da diese Krankheit unheilbar ist, ist es für die meisten Bewohner die letzte Wohnstätte bis zu ihrem Tod. Die Verweildauer der Bewohner beträgt meist mehrere Monate, manchmal aber auch nur wenige Wochen oder einige Jahre. Jeder dort wohnende genießt eine komplette individuelle Betreuung. Dazu zählt auch ein eigenes Zimmer, welches selbst eingerichtet und dekoriert werden kann. Abgesehen von Schlafzimmern und Bädern sind die Wohnbereiche auf jede Etage wie WGs aufgebaut; es gibt einen gemeinsamen Wohn- und Essbereich, Balkone und einen Innenhof zum Spazieren. Ein abwechslungsreicher Wochenplan bietet unterschiedlich Freizeit Aktivitäten, z.B. Singen, Bewegung, Tanzen, Basteln, Kochen etc. Je nach körperlicher und geistiger Verfassung, aber natürlich auch nach Lust und Laune, ist es jedem Bewohner selbst überlassen, ob er an den Aktivitäten teilnimmt. Ziel der Programme ist es, das Gedächtnis und Denkvermögen der Bewohner anzukurbeln, z.B. durch Logikspiele und allen bekannten Volksliedern.
Die Validation (d.h. die Akzeptanz und Rechtsprechung jeglicher Patienten gemachten Aussagen) in den Gesprächen fiel uns erst später relativ leicht. Zwar gab es teilweise Leute, die uns für ihre Familienmitglieder hielten oder meinten, sie sein nur zu Besuch im Wohnheim, aber nach einigen Gesprächsminuten wusste man langsam, wie man sich ausdrücken kann und wie der Gesprächspartner antwortet.
Am Anfang unserer Exkursion haben wir uns auf vier Gruppen auf verschiedene Stockwerke aufgeteilt. Alle hatten ungefähr eine Stunde Zeit sich mit den Bewohnern zu unterhalten. Unsere Gruppe konnte den Menschen beim Frühstücken etwas Gesellschaft leisten. Uns fiel es am Anfang sehr schwer, mit den Menschen ein Gespräch anzufangen besonders mit der ersten Dame. Wenn sie uns geantwortet hat, war ihre Antwort unverständlich, jedoch konnte sie uns mit Handzeichen sagen, dass sie am vorherigen Tag Geburtstag hatte. Nur auf unsere Fragen konnte sie uns leider nicht antworten. Anschließend haben wir uns an den Tisch zu einer Frau und einem Mann gesetzt, die auf den ersten Eindruck gesund wirkten. Wir haben sie einige Dinge gefragt, wie es ihnen zum Beispiel hier gefällt und beide erzählten uns, dass sie sich hier wie zuhause fühlen und nicht wie in einem Heim. Wir finden es eher beeindruckend, dass die Angestellten des Wohnheims es geschafft haben, dass die Menschen sich hier wie zuhause fühlen.
Dann haben wir mit unserem vorbereiteten Programm angefangen. Als erstes haben wir die Menschen nach dem Datum gefragt, doch leider konnte uns niemand sagen, welches Datum heute ist. Die meisten dachten, es wäre schon Dezember. Anschließend haben wir ihnen Sprichwörter zum Vervollständigen gegeben. Eine Bewohnerin kannte alle Sprichwörter und konnte sie somit vervollständigen. Das hat uns sehr beeindruckt. Uns hat nur gewundert, warum sie all diese Sprichwörter kannte und nicht das Datum. Danach haben wir ein Spiel gespielt, bei dem die Menschen einen Ball in einen Eimer legen mussten und dann nacheinander jeweils ein Gemüse nennen sollten, welches sie in ihrem Gemüseeintopf haben möchten. Es wurden Kartoffeln, Spinat, Lauch und Wirsing aufgezählt, doch dann haben einige Menschen ein Gemüse gedoppelt. Deshalb haben wir etwas anderes mit ihnen gemacht und haben alle miteinander alte Volkslieder gesungen. Die Betreuerin, die für dieses Stockwerk verantwortlich war, hat laut für alle vorgesungen. Sie hat sogar auch die Menschen einbezogen, die kaum reden konnten und hat es sogar geschafft, eine Frau zum Lächeln zu bringen.
Was uns berührt hat war, dass alle Bewohner des Heims unglaublich glücklich in ihrer eigenen Welt waren. Viele erwähnten zwar, dass sie ,,nur auf den Tod warten“, aber so wie es aussieht genießen sie absolut jeden Augenblick. Besonders im Gedächtnis geblieben ist uns der Satz: ,, Ich bin glücklich hier, weil ich zuhause bin. Ich bin schon so oft umgezogen, dass ich mich überall anpassen kann.“
Das Pflegeheim ist 24 Stunden durchgehend ohne Voranmeldung für Besucher geöffnet. Über Feiertage, für Geburtstage und Familienfeiern können die Bewohner von ihrer Familie abgeholt werden.
Die meisten Bewohner sterben im Heim. Bevor der Hausarzt den Toten untersucht, bekommen Angehörige und das Team die Möglichkeit, sich noch einmal persönlich zu verabschieden. Doch was uns traurig gemacht hat ist, dass von den seit 2013 aufgenommen Menschen noch zwei Bewohner am Leben sind.
An meiner Sichtweise zur Kirche bzw. meinem Glauben ändert sich, dass man für diese Menschen wie in einer Ehe sowohl in guten als auch schlechten Tagen da sein sollte und mit ihnen gemeinsam die schwere Zeit durchsteht, auch wenn es nicht einfach ist. Denn eine Gesellschaft kann nicht existieren, wenn man sich nicht gegenseitig unterstützt, wie beispielsweise in einer Familie.
Wir persönlich könnten uns ein solches religiöses Engagement nicht vorstellen, da es uns jeden Tag deprimieren würde zu sehen, wie die Menschen immer vergesslich werden und sich irgendwann nicht mehr an ihre Mitmenschen erinnern können. Jedoch können wir uns vorstellen, uns stattdessen beispielsweise in einem religiösen Kinderheim zu engagieren.
Insgesamt hat uns zweien, aber wir denken, auch dem kompletten Kur, sehr gut gefallen. Es war ein spannender Tag mit vielerlei Eindrücken, der uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Von Christin P. (E1Eh) & Sophie H. (E1Pe)