Friedenspreis

20.10.2018 | Übersicht

Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an
 
Aleida und Jan Assmann am 14.10.2018 in der Paulskirche, Frankfurt a.M. – der PoWi LK Q3 Ws war dabei

Aleida und Jan Assmann machen aus der „Statik erinnerter Vergangenheit die Energie des Denkens,” wie der Laudator bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Hans Ulrich Gumbrecht, sagte. Das Werk des Paares, welches in Konstanz lebt und an der dortigen Universität Anglistik bzw. Ägyptologie lehrt, ist in ganz besonderem Maße der „Erinnerungskultur“ verbunden, die für unsere Schule im Schwerpunkt „Erinnern und Gedenken“ auch sehr wichtig ist
 
In ihrem jüngsten Buch „Menschenrechte und Menschenpflichten – Schlüsselbegriffe für eine humane Gesellschaft,“ aus dem der Leistungskurs ein Exzerpt gelesen hatte, beschäftigt sich Aleida Assmann mit der Frage, wie unser menschliches Zusammenleben in Gesellschaften heute geregelt und auf welcher moralischen Grundlage dieses stattfinden sollte. Hierzu leitet die Autorin als Mitglied des InterAction Council, welcher bereits 1997 die „Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten“ verabschiedet hat, ihre Erläuterungen her. Ausgehend von den als allgemein verpflichtend angesehenen Menschenrechten entwickelt sie Antworten auf die gegenwärtige Debatte um eine „deutsche Leitkultur“ und die kontroverse Debatte um Zuwanderung und den Umgang mit Flüchtlingen, die Tugenden wie Empathie und Respekt für das Gegenüber als handlungsbestimmend erachtet. 

Im Leistungskurs Politik und Wirtschaft beschäftigten wir uns gerade mit den Jugoslawienkriegen, internationaler Friedenssicherung und – kurz vor den Ferien – konkret mit dem Massaker von Srebrenica, bei dem 1995 8000 bosnische Männer von serbischen Truppen hingerichtet wurden. Die Entwicklung neuerer Modelle von Friedenssicherung, z.B. der Ausweitung von Kompetenzen der UN-Friedenstruppen, aber auch von Ansätzen jenseits des Einsatzes von militärischer Gewalt ist ohne ein Lernen aus dieser immer wieder erinnerten Vergangenheit nicht möglich.
 
Durch diese konkreten inhaltlichen Bezüge zum Unterricht war es umso schöner für uns, das Privileg erfahren zu dürfen, der Friedenspreisverleihung an diese zwei besonderen Wissenschaftler*innen beiwohnen zu dürfen. Der Friedenspreis wird jedes Jahr im Rahmen der Buchmesse an bedeutende Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur vergeben und dieser Sonntagmorgen in der Paulskirche gehört sicherlich zu den Höhepunkten des Jahres. Es herrschte eine sehr feierliche Atmosphäre in der geschichtsträchtigen Paulskirche als wir unsere Plätze einnahmen.
 
Kurze Zeit später zog das Ehepaar Assmann, umrahmt von dem Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann und anderen Ehrengästen wie z.B. dem Hessischen Minister für Kultur und Kunst, Boris Rhein, ein.
 
Eine Preisverleihung besteht aus mehreren Reden. Hier sprach nun der „Gastgeber“, Oberbürgermeister Peter Feldmann und betonte die Wichtigkeit in der heutigen Zeit gegen die „Geschichtsvergessenheit“ zu arbeiten. Er stellte die These auf, Aleida und Jan Assmann bekämen den Preis „in der richtigen Stadt,“ da Frankfurt die „Stadt der Eintracht“ (im doppelten Sinne!) sei und sich besonders durch seine große Multikulturalität auszeichne.
 
Als zweite Rede richtete der Vorsitzende des Deutschen Börsenvereins als Stifter des Friedenspreises, Heinrich Riethmüller, ein Grußwort an das zu ehrende Ehepaar. Nach dieser Rede überreichte er den Assmanns dann den Friedenspreis in Form einer Urkunde.
 
Danach hielt der oben bereits erwähnte Laudator des Preisträgerpaares, der an der Stanford University lehrende Professor für Komparatistik, Hans Ulrich Gumbrecht als langjähriger Freund des Ehepaares eine sehr persönliche Rede, in der er sowohl Eckpunkte des Werkes als auch seine eigene Erfahrungen mit Aleida und Jan Assmann hervorhob. Auch wenn diese Rede sehr von akademischem Duktus mit mannigfaltigen Anspielungen gezeichnet und für die Schülerinnen und Schüler nicht immer leicht zu verstehen war, so waren letztere doch besonders von der Menschlichkeit und Freundschaft, die in den zuweilen sehr persönlichen Worten vermittelt wurde, beeindruckt.
 
Aleida und Jan Assmann haben schließlich gemeinsam eine Dankesrede gehalten. Sie appellierten dafür, in unserer heutigen Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen und mahnten an, Solidarität auf allen Ebenen zu trainieren. Als gelungene Beispiele dafür stellten sie u.a. Hilfsorganisationen vor, die diese geforderte Solidarität durch Engagement für verschiedene Gruppen von Menschen zeigen würden. Diesen drei Initiativen wollen sie auch ihr Preisgeld spenden.                                                       
 
Das kulturelle Gedächtnis sei das Ergebnis „kultureller Arbeit“ und diese brauche den Dialog mit der Gegenwart. Dieser Gegenwart, auch wenn sie noch so sehr von Populismus und rechten Parolen geprägt wird, begegnen die Assmanns in ihrer Rede mit einem klaren Bekenntnis zu der europäischen Idee, die jedoch nachhaltig und im Interesse aller geprägt sein muss. Dazu gehört auch der Umgang mit Flüchtlingen und Migranten generell: Es gehe nicht mehr darum, ob wir Integration schaffen, sondern „wie wir sie schaffen.“ 
 
Nachzulesen sind alle Reden auf der Hompage des Friedenspreises:
 
www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/445651/
 
 
 
Hier noch ein paar Stimmen der Schülerinnen und Schüler über ihre direkten Eindrücke: 
 
„Mir hat vor allem gefallen, dass sie als Paar aufgetreten sind und so harmonisch gewirkt haben, außerdem haben sie meiner Meinung nach auch viele wichtige aktuelle Bezüge hergestellt.“ (Johanna Frieg) 
 
„Es war für mich eine große Ehre, dass ich als geladener Gast bei der Friedenspreisverleihung des Deutschen Buchhandels, in der Paulskirche, dabei sein durfte. Es war sehr interessant und gibt einem selbst auch einen Denkanstoß. Frieden und Demokratie sind nämlich sehr wichtig und dies zu bewahren umso mehr. Frau und Herr Assmann haben mich auch sehr beeindruckt, indem wie sie aufgetreten sind und was sie vertreten. Es war sehr schön, dies erleben zu dürfen.“ (Marwin Kupper) 
 
„Die Friedenspreisverleihung fand ich insgesamt sehr interessant. Ich war noch nie zuvor auf so einer Veranstaltung und freue mich, das mal gesehen zu haben. Am eindrucksvollsten empfand ich die Rede von den Assmanns selbst. Beide wirkten sehr sympathisch und authentisch. Man hat den beiden gerne zugehört. Sehr beeindruckend finde ich auch, dass die beiden ihr Preisgeld an drei Organisationen gespendet haben und damit den Frieden noch ein Stück weiter unterstützen.“ (Vanessa Licht) 
 
„Die Friedenspreisverleihung am 14. Oktober in der Paulskirche an die Assmanns war insgesamt eine sehr schöne und meiner Meinung nach sehr wichtige politische sowie kulturelle Veranstaltung, da auf der einen Seite viele interessante Bezüge zum Leben der Assmann hergestellt wurden, die es möglich machten, persönliche Aspekte zu ihrer Person zu erfahren und auf der anderen Seite die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf Themen wie Erinnerungskultur sowie Menschenpflichten, die sehr aktuell und demnach von großer Signifikanz sind, gelenkt werden kann, so dass wir uns über solche Thematiken bewusst werden können und dementsprechend auch zum Nachdenken angeregt werden können.“ (Eleftheria Pournara) 
 
„Kritik: Die Rede von Herrn und Frau Assmann war etwas lang und teilweise schwer verständlich. Positiv: Die Rede von Herrn und Frau Assmann war interessanter und durch die Unterrichtvorbereitung viel leichter zu verstehen.“ (Patrick Schneider) 
 
„Mir hat die Veranstaltung sehr gut gefallen, vor allem die vielfältigen Themen, die angesprochen wurden, wie soziale Medien, was ist heute noch ‚wahr‘ und was ‚fake news‘ sind. Jedoch finde ich es schade, dass der Event sehr exklusiv war und in den Medien nicht so präsent war (wurde nur kurz in den Nachrichten erwähnt) und die Jugend von heute sich darüber nichts vorstellen kann.“ (Salome Tadesse Jimma) 
 
„Erstens fand ich es absolut beeindruckend, dass ich die Chance bekommen habe, an so einem exklusiven Event teilzunehmen und ich bin mit großer Ehrfurcht in die Halle der Paulskirche geschritten. Die hoheitliche Atmosphäre der Verleihung hat wunderbar in die Wände der
‚Wiege der deutschen Demokratie‘ gepasst und meine Respekt dafür ist weiter gestiegen. Die Reden waren sehr anspruchsvoll und haben meine Neugier geweckt, mich weiterhin mit dem Thema des kulturellen Gedächtnisses auseinanderzusetzen. Die Augenblicke, in denen der Laudator die Familie der Assmanns gedutzt hat, die Namen der Kinder aufgerufen hat und die Verbindung der Familie mit der Wissenschaft dargestellt hat, waren bewegend und haben eine sehr familiäre Atmosphäre vorbereitet.
 
Die Rede der Assmanns selbst war höchst beeindruckend - ich habe Gänsehaut bekommen – insbesondere als sie so bescheiden und respektvoll die drei Vereine präsentiert haben, denen das Preisgeld zu Gute kommen wird.
 
Die Darstellung des Ehrenbürgertums in der so schön klingenden „Republica Literaria“ war ebenfalls sehr beeindurckend, weil ich gemerkt habe, dass Aleida und Jan Assmann den Preis nicht als selbstverständlich, sondern als Ehre ansehen.
 
Nach der Veranstaltung bin ich auf jeden Fall überzeugt, dass sie diesen Preis voll und ganz verdient haben und dass ihr Appell an die Öffentlichkeit und an den Pluralismus von großer Bedeutung in unserer so polemisch und populistisch angehauchten Zeit ist. Das Einzige, was mich traurig gestimmt hat, war die Tatsache, dass so wenige Politiker*innen sich die Zeit genommen haben, die Assmanns und ihren wichtigen Beitrag zur deutschen Gesellschaft an diesem Sonntag zu ehren.“ (Ana Waschnewski) 
 
„Ich muss sagen, dass ich die Vorredner im Gegensatz zu den Assmanns nicht für so interessant gehalten habe und teilweise war es auch ein bischen schwer für mich zu verstehen, über was genau geredet wurde, weil halt schon sehr akademisch gesprochen wurde. Die Rede der Assmanns fand ich aber richtig gut, ich konnte viel verstehen, auch weil wir über vieles im Unterricht schon gesprochen haben. Mir hat besonders gefallen, wie sie so viele verschiedene Themen angesprochen haben, wie die Rechts-Bewegung und aber auch die allgemeine Solidarität. Und ich fand noch, dass die Veranstaltung eine gute Länge hatte, weil es ja schließlich nur Reden waren.“ (Jolina Zarda)