Im Rahmen des Themas“ Judentum“ hat mein katholischer Religionskurs (9a/9d) in Begleitung von der Kursleiterin Frau Kaiser und Herr Fisch einen Ausflug zum jüdisch-christliche Altenheim, der Budge-Stiftung, welches in Frankfurt-Bergen-Enkheim liegt, gemacht.
Nach kurzem Warten im Empfangsbereich kam auch schon der Rabbi und führte uns zur hauseigenen Synagoge. Die Jungs setzten sich wie es sich für Juden gehört die Kipa auf den Kopf. Nachdem wir uns hingesetzt haben, weckte der Rabbi mit dem Satz“ in jedem Christ steckt ein kleiner Jude“ mein Vertrauen und gab mir das Gefühl wirklich willkommen zu sein. Beim Reingehen ist mir aufgefallen wie sich die Synagoge von unserer katholischen Kirche unterscheidet aber auch in gewissen Dingen gleicht. Zwischen den rechts angeordneten Stühlen und den links angeordneten Stühlen befindet sich eine Kanzel vor der jeder aus der Gemeinde etwas vorlesen kann. In der Kirche wird dies jedoch meist nur vom Pfarrer oder anderen hochrangigen übernommen. Vor dem Schrein, in dem sich die Thorarollen befinden, ist ein rotes ewiges Licht. In der Kirche gibt es vor dem Tabernakel, wo die Hostien aufbewahrt werden auch ein ewiges Licht.
Jeder sollte reihenweise seines Wissens über das Judentum preisgeben. Er ging auf alle Beiträge ein und erklärte die Bedeutungen und Gründe näher, sodass wir noch mehr übers Judentum erfahren konnten. Später konnte ich feststellen, dass seine anfängliche Aussage „in jedem Christ steckt ein kleiner Jude“ sich bewahrheite, weil sich z.B. viele unserer heutigen christlichen Feste auf das Judentum zurückführen lassen. Das sieben Wochen nach Passah stattfindende Wochenfest erinnert an die Offenbarung des heiligen Geistes und ist zeitgleich zum christlichen Pfingsten. Wir erfuhren auch noch, dass im Judentum das Laubhüttenfest gefeiert wird, wobei jeder sieben Tage lang in Hütten leben muss, um zu zeigen wie dankbar man ist, ein Dach über dem Kopf zu haben. Dies entspricht in gewissem Maße unserem Erntedankfest, bei dem wir auch dankbar sind. Dass die christlichen Feste aus dem Judentum entstanden sind, liegt daran, dass die ersten Christen Juden waren. Die Christen wollten sich aber von den Juden in gewisser Weise abgrenzen und die Heiden für ihre Lehre gewinnen. So haben sie heidnische Bräuche mit jüdischen Festen gekoppelt und so die christlichen Feste wie Weihnachten “gegründet“. Schlussfolgernd kann man somit sagen, dass die Basis des Christentums auf dem Heidentum und dem Judentum liegt, weshalb der Satz „in jedem Christ steckt ein Jude“ stimmt.
Später beim Mittagessen kamen wir auf das Speiseverbot der Juden zu sprechen und der Rabbi erklärte uns welche Eigenschaften ein Tier haben muss, um schließlich gegessen zu werden. Da die Juden den Tieren einen großen Respekt zollen, achten und bestehen sie auf die Gesundheit und auf gerechte Haltung des Tieres. Falls diese Faktoren unbekannt sein sollten, darf dieses Fleisch nicht gegessen werden. Juden dürfen nur Meerestiere essen, wenn sie Flossen und Schuppen haben. Dies bedeutet Austern o. ä ist nicht koscher (rein, geeignet). Zudem ist auch fast jegliches Geflügel, mit Ausnahme von Raubvögeln und Insekten, die tot oder gerissen sind, gegessen worden. Juden dürfen Milchprodukte nicht zusammen mit Fleischprodukten verspeisen oder sie müssen bis zur Verdauung des Fleischprodukts abwarten bevor sie Milchspeisen essen können. Diese Speiseregeln beruhen auf den Bücher Moses genauer dem zweiten Buch „Exodus“ und dem dritten Buch „Levitikus“ und dem fünften Buch „Deuteronomium“. Dies erklärt auch, weshalb wir nach unserem fleischhaltigen Hauptgericht als Nachspeise nur Obst bekamen.
Beim Essen trafen wir ein Zeitzeuge der N-S Zeit. Er erzählte uns von seiner Lebensgeschichte. Wir stellten ihm auch viel Fragen. Wir erfuhren, dass er als kleines Kind im Alter von 6 Jahren mit dem Schiff von Deutschland bis Uruguay, auf einer 8-Woche langen Schiffsfahrt vor Hitler geflüchtet ist. Dort baute er sich ein neues Leben auf und heiratete und bekam Kinder. Besonders beeindruckend war seine Erzählung wie er damals von der Reichspogromnacht erfuhr und dass er trotz seiner Erfahrungen seinen Humor behalten hat.
Nach dem Essen endet unser Ausflug und wir führen zurück nach Neu-Isenburg.
Der Besuch in der Budge-Stiftung hat mir gefallen, da der Rabbi sehr nett und freundlich zu uns allen war. Er hat in so kurzer Zeit den Glauben und die Sitten des Judentums vermittelt, dass es selbst jemand verstehen hätte können, der dies nicht als Unterrichtsthema hätte. Außerdem konnten wir durch diese Exkursion unser bereits vorhandenes Wissen stark erweitern. Und uns wurde sehr deutlich, dass so etwas wie im zweiten Weltkrieg mit den Juden nie wieder passieren darf, denn in uns steckt doch allen ein kleiner Jude.
Isabelle Mizero, 17.12.2014